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DSdS Teil 8 - Kartenspiel oder Kartenhaus?


 

DSdS Teil 8 – Kartenspiel oder Kartenhaus?

 

Im letzten Teil ging es um das Leben als Spiel und wie ich persönlich darin mitspiele. In der Zwischenzeit wage ich die momentane Ausnahmesituation kaum mehr mit einem Spiel zu vergleichen, doch paradoxerweise gelangen genau durch diesen Notstand die Spielregeln des Lebens wieder ganz klar in den Fokus und darauf möchte ich nun eingehen.

 

Stellt euch also wieder vor, ihr sitzt an einem Spieltisch mit unzähligen Mitspielern (oder auch manchen Gegenspielern) und ihr hält eure ganz persönlichen Karten, also euer Blatt, in der Hand. Diese Karten stehen für unsere Eigenschaften und Gefühle, also zum Beispiel Liebe, Angst, Dankbarkeit, Sorge, Mitgefühl, Hass etc. Wie oft in unserem Leben scheinen wir nicht die passende Karte zu haben und wissen daher nicht, wie wir spielen sollen? Wie oft denkt man, genau jene Karte zu benötigen, die man nicht auf der Hand hält? Mir erging es etliche Male so und vor allem im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung möchte man sich ja selbst neue Eigenschaften aneignen. Entwicklung ist momentan ein oft verwendetes Wort und passend für unsere Gesellschaft, denn es steht ganz im Sinne von „besser werden“.

 

Persönlichkeitserkennung

Ich benutze das Wort „Persönlichkeitsentwicklung“ nicht mehr so gerne wie früher, denn ich durfte nach langer Zeit endlich erleben und erfahren, dass wir unsere Persönlichkeit gar nicht entwickeln müssen, sondern sie einfach erkennen dürfen. Damit meine ich unsere wahre Persönlichkeit, unser authentisches Ich. Wir sind alle genau so, wie wir zu sein gedacht sind, um genau das zu erleben und erfahren, was wir daraus machen. Etwas einfacher gesagt: Ich bin davon überzeugt, dass jeder von uns genug positive Eigenschaften besitzt, um ein erfülltes Leben zu führen. Natürlich kann man diese Erkenntnis als Entwicklung anschauen, doch für mich ist es eher eine Rückentwicklung zu sich selbst. Die Frage ist nun, wieso wir unsere Eigenschaften nicht einsetzen können, wann und wie wir es möchten?

 

Reaktion oder Antwort?

Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen diesen beiden Verhaltensweisen und dieser ist entscheidend: Eine Reaktion ist wie ein Reflex, er basiert auf unserem Instinkt und Unterbewusstsein. Ein beliebtes Beispiel dafür ist Angst. Eine Antwort wird dagegen bewusst und entschieden ausgeführt. wie etwa Geduld. Diese Beispiele habe ich ganz bewusst zur möglichst einfachen Erklärung ausgewählt, natürlich gibt es auch viele Ausnahmen und genauso wie eine Reaktion auch positiv sein kann (was eine gewisse Übung braucht), kann eine Antwort auch ziemlich negativ ausfallen. Doch wie schaffe ich es, von einer schädlichen Reaktion zu einer gewinnbringenden Antwort zu gelangen?

 

Vom Kartenhaus…

Die wahrscheinlich bekannteste Übung dafür ist die 5-Sekunden-Regel. Es können auch 10 sein, das Prinzip bleibt dasselbe: Werden wir mit etwas Schlechtem oder Bösem konfrontiert, dann entscheiden diese 5 Sekunden darüber, ob wir reagieren oder antworten. Das klingt eigentlich ganz einfach, jedoch ist diese Übung in solch einem Moment unglaublich schwierig anzuwenden, denn: Wir hätten die Geduld und die Ruhe in uns, doch wir nutzen sie nicht. Wir fühlen uns angegriffen und reagieren direkt mit einem Gegenangriff. Das ist eigentlich völlig natürlich, doch leider richtet sie mehr Schaden an als sie jemals nützen könnte. Eine Reaktion ist wie ein Windstoss, der ein ganzes Kartenhaus zum Einsturz bringen kann.

 

… zum Kartenspiel

Unser Leben kann genauso zerbrechlich und anfällig aufgebaut sein wie ein Kartenhaus. Das Erbauen eines solchen benötigt Ausdauer, wie auch das angewöhnen von unseren Mustern und Eigenschaften. Was passiert jedoch, wenn das Leben plötzlich anders spielt und alles zusammenbricht? Was machen wir, wenn alles Gewohnte auseinanderfällt und unsere Komfortzone zerstört wird? Welche Karte spielen wir dann? Wir möchten darauf bewusst antworten und nicht instinktiv reagieren, deshalb: 5 – 4 – 3 – 2 – 1 – 0

 

In der Ruhe liegt die Kraft

Gerade jetzt fallen weltweit sehr viele Kartenhäuser in sich zusammen und es ist ganz klar ersichtlich, ob jemand auf diese neue Situation reagiert oder antwortet. Hamsterkäufe stehen für einen völlig unangebrachten Überlebensinstinkt (da wir in einem der wohlhabendsten Länder der Welt leben). Psychologisch betrachtet lässt sich dieses Verhalten durch den eben genannten Instinkt, kombiniert mit (sozialen) Medien als eine simple Kettenreaktion erklären. Es ist aber auch ausgesprochen schwierig, sich ruhig zu verhalten. Es dreht sich alles nur noch um dieses eine Thema und wir werden schon lange regelmässig auf dem neuesten Stand gehalten, um Panik zu verhindern (was paradoxerweise eine gewisse Panik auslöste). Anderen antworten auf das Ganze vielleicht etwas zu gelassen und es gibt wie immer beide Seiten. Für mich, einen jungen Mann mit gutem Immunsystem, ist es natürlich einfach, ruhig zu bleiben und keine Angst zu haben. Meine Ruhe und vor allem meine Zuversicht entstehen daraus, dass es mir trotz allem gelingt, positive Sachen in dieser Situation zu erkennen und mich darauf zu konzentrieren, ohne jedoch den Bezug zur Ernsthaftigkeit zu verlieren.

 

Das Spiel geht weiter

Ich werde es also weiterhin ein „Spiel“ nennen, denn vieles „spielt“ momentan verrückt. Mir wurde letztes Jahr oft gesagt, dass eine grosse Veränderung auf uns zukommen würde und ich glaubte gerne daran, denn es passte genau in die bisherige weltweite Entwicklung. Auch die Aussichten waren schlussendlich sehr positiv, welche aber in der heutigen Zeit mit unserem ganzen „Getue“ nur durch gewisse Einbussen zu Stande kommen können.

 

Genauso wie der weitere Verlauf unserer Ausnahmesituation noch ziemlich unklar ist, so ist es mit dem weiteren Verlauf meiner Serie „Die Schattenseite der Sonne“. Doch diese Serie wird ihren Weg finden, genauso wie wir alle unseren Weg auch finden werden. Ich werde weiterhin an das Gute glauben und versuche, meine besten Karten zu spielen.

 

Bleibt gesund und schmeisst eure Trümpfe auf den Tisch!

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