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DSdS Teil 14 - Intensivstation


DSdS Teil 14 – Intensivstation

 

In diesem Text schildere ich mein persönliches Weltbild durch eine metaphorische, also sinnbildliche, Veranschaulichung. Diese mag zum Teil etwas happig klingen, doch jeder von euch stellt sich darunter genau das vor, was er sich vorstellen möchte. Nichts anderes.

 

Unsere Gesellschaft liegt momentan auf der Intensivstation, genauer gesagt im Wachkoma: Unsere Augen sind geöffnet und wir nehmen wahr, was um uns herum geschieht, doch wir können uns nicht bewegen. Wir sind wie ans Bett gefesselt und wir sind nur noch am Leben, weil wir an ein Beatmungsgerät angeschlossen sind. Wir kriegen nur genau so viel Luft, wie wir benötigen, um zu überleben. Alle unsere Organfunktionen werden ständig überwacht und vor unseren Augen hängen grosse Bildschirme. Auf einem davon wird uns gezeigt, wie die Welt ausschaut oder zumindest was wir davon sehen dürfen. Wir werden eher beobachtet und kontrolliert anstatt gepflegt. Doch wie ist es überhaupt so weit gekommen?

 

Das Leben als Krankheit

Als wir auf die Welt kamen, waren wir alle noch rein, unschuldig und voller Lebensfreude! Wir durften unsere Körper und unsere Umgebung entdecken, damit experimentieren und unsere Grenzen kennenlernen. Wir bewegten uns sehr gerne, spielten oft draussen und das Leben machte grossen Spass. Unsere Seele konnte sich so voll entfalten und mehr oder weniger in Einklang mit unserem Körper leben. Doch das System wartete auf uns und nach ein paar Jahren wurden wir eingeschult. In das System integriert, oder vom Leben abgekapselt. Wir mussten lernen still zu sitzen und uns Fähigkeiten anzueignen, die unserer menschlichen Natürlichkeit nicht ferner sein könnten. Falls sich jemand dagegen weigerte und nicht still sitzen konnte, wurde er mit Hyperaktivität oder ADHS diagnostiziert. Das Leben wurde auf einmal als Krankheit betitelt! Wir mussten uns damit abfinden und haben so gelernt, dass eben nur die Kindheit so unbeschwert sein kann, nicht jedoch der ganze Rest vom Leben.

 

Das System als Krankheit

Wir wurden also allmählich im System integriert und diejenigen, die nicht an der „Krankheit Leben“ litten, konnten so auch ohne Ritalin mehr oder weniger ruhig gestellt und gefügig gemacht werden. Das passte unseren Seelen natürlich nicht und sie versuchten, auf sich aufmerksam zu machen. Das zeigte sich in allen möglichen Verhaltensweisen, allgemein bekannt als Pubertät. Mädchen machen die Pubertät vielleicht deshalb früher durch, weil sie in der Gesellschaft feinfühliger sein dürfen als Knaben und so ihre rebellierenden Seelen früher wahrnehmen. Während dieser Zeit kotzen sich unsere Seelen aus und zwar so richtig! Doch es ist nicht so ein erleichterndes Kotzen wo man sich alles Schlechte nochmals durch den Kopf gehen lässt und es einen danach wieder besser geht. Nein, es ist viel mehr so ein magenauspumpendes Würgen, wo nur tröpfchenweise Galle hochkommt und die Mundhöhle verätzt. Wie könnte es auch anders sein? Haben unsere Seelen jahrelang keine richtige Nahrung mehr erhalten! Sie winden sich und wollen einfach nur noch schlafen.

 

Das System als Heilung

Weil es unseren Seelen so schlecht geht, entwickeln wir also auch psychisch oder physisch unsere rebellischen Verhaltensweisen, doch zum Glück hat das System ein Heilmittel gegen fast allen dieser abnormalen Tugenden. Das System sagt, wir sollen uns hinlegen, ein paar Tabletten schlucken und uns erholen. Wir sollen schlafen, wenn wir müde sind und natürlich sagt uns niemand, dass Schlaf eben diese Müdigkeit verstärkt. Um weiter sicher zu stellen, dass wir uns etwas besser fühlen, erhalten wir einen Bildschirm an unser Bett und dürfen fernsehen so lange wir möchten. Das funktioniert auch, weil ja die Bildschirmfrequenzen in unserem Gehirn Glückshormone entstehen lassen. Natürlich nur für kurze Zeit und sehr bald entsteht dadurch eine Abhängigkeit. Entweder schlafen wir also oder schauen fern. In den Werbungen, die zwischen all den von Drama, Angst und Gewalt geprägten TV-Sendungen laufen, wird uns dann gezeigt, was für schlimme Nebenwirkungen unsere Tabletten haben können und welche neuen Tabletten gegen diese Nebenwirkungen helfen könnten. Wir nehmen also immer mehr Tabletten ein und trotzdem geht es uns laut den Infos von den Kontrollbildschirmen immer schlechter, bis wir angeblich in ein Wachkoma fallen.

 

Das Leben als Heilung

Hier sind wir nun, unter absoluter Kontrolle und in verschiedensten Abhängigkeiten vom System. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder war’s das und wir leben so unser Leben bis wir sterben, oder wir erinnern uns zurück an unsere Kindheit. Unsere Seelen schicken uns immer wieder solche Erinnerungen als kleine Wegweiser. Im besten Falle beginnen wir uns zu überlegen, ob das wirklich alles war, was uns das Leben zu bieten hat? Kann’s das sein? Solche Gedanken sind Seelenfutter und geben uns die nötige Kraft, unsere kindlichen Stärken wieder zu erlangen. Wir beginnen wieder zu experimentieren und versuchen zuerst neugierig nur den kleinen Finger zu bewegen. Siehe da, es funktioniert! Entgegen allen Infos über unser Wachkoma können wir tatsächlich einen Finger bewegen!

 

Die Matrix

So geht das mit den Experimenten weiter, bis wir die Augen weg vom Bildschirm kriegen und bemerken, dass die Welt eigentlich ganz anders ist. Wir können uns bald von allen Geräten und von den meisten Abhängigkeiten lösen und dürfen erkennen, dass wir niemals in einem Wachkoma waren, sondern „nur“ in einer Matrix, also in einer künstlichen Welt. Die Filme der Matrix-Trilogie waren schon in meiner Jugend meine Lieblingsfilme und in der Zwischenzeit weiss ich auch weshalb. Wie im Film stellt sich auch nun die Frage: Willst du die rote oder die blaue Pille nehmen? Willst du die Realität kennenlernen oder in der Scheinwelt bleiben?

 

Das Erwachen

In genau diesem Prozess liegt der Hund begraben: Erwachen bedeutet zu bemerken, dass man bis dahin in einer Scheinwelt gelebt hat und das kann sehr beängstigend sein. Und um dieser Angst niemals begegnen zu müssen, ist es viel einfacher, seine Scheinwelt aufrecht zu erhalten. Diese Entscheidung darf man auch niemandem übel nehmen! Niemals! Zum Glück verläuft dieser Prozess nicht so angsteinflössen wie im ersten Matrix-Film, doch wer sich für die Realität entscheidet, der wird auf die Welt kommen. Und das im bestmöglichen Sinn! Die Realität ist nämlich genau so etwas wie es die Wahrheit auch ist: etwas Individuelles, etwas Persönliches und unantastbar für andere Personen.

 

Es ist doch wie fast jeden Morgen: Der Wecker klingelt und es wäre Zeit, aufzustehen. Und jeden Morgen darfst du dich aufs Neue entscheiden: Schalte ich den Wecker aus und schlafe weiter, drücke ich snooze und verschiebe das Erwachen noch ein wenig oder stehe ich direkt auf und geniesse einen weiteren geschenkten Tag in diesem wunderbaren Leben?

 

Guten Morgen allerseits!

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